Als ich im Februar 2018 den Aufruf „Es geht um unsere Würde“ sah, war mir klar: ich bin dabei. Ich begegnete seither auf dieser Reise wunderbaren Menschen mit einem gemeinsamen Anliegen. Die Ausgestaltung ist dabei so vielfältig und bunt, wie die Menschen selbst.
Wer bin ich? Eine Suchende mit wachsender Verbindung.
Diese Suche begann am 17. September 1967. Ein paar der Haltestellen seien hier angemerkt:
„Schulsystemversagerin“ mit ´ner 5 in Chemie und Physik, ´ner 4 in Mathe mit anschließender Potentialentfaltung in Höhen und Tiefen, mal in Mikroschritten, mal mit einem Dammbruch.
Biologielaborantin, Umweltanalytik, Studienrätin für Chemotechnik an Berufsbildenden Schulen, Geburtshelferin des Bildungsgangs BioteQ in Neumünster, Mutter, Frau.
Auf dem Weg ist mir bewusst geworden, dass es ein paar Punkte gibt, die nicht nur Haltestellen sind, sondern ganz zu meinem Wesen gehören. So bin ich ein Mensch mit hoher Affinität zu H2O, eine Bestaunerin der Brücke zwischen Quantenphysik und Philosophie und überzeugtes Nordlicht. Ich bin eine Liebhaberin der Stille in der Natur und ich bin Mensch.
Ganz deutlich spüre ich die große Veränderung in der Menschheit, jetzt in diesem Jahrhundert. Als Biologielehrerin habe ich mich früher oft gefragt, was uns die Evolution eigentlich noch bescheren könnte in einer Zeit, in der wir die Umwelt an uns anzupassen in der Lage sind. Heute bin ich davon überzeugt, dass wir dabei sind, einen Bewusstseins-Quantensprung zu tun. Dazu lädt uns die globale Krise nicht nur geradezu ein, sondern sie bewirkt ihn möglicherweise. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Ich weiß, dass wir Berge versetzen können.
Dass ich die wichtigsten Berge allerdings in meinem Inneren finden würde, ist mir noch nicht so lange klar. Diese inneren Berge lassen sich umschreiben mit langjährigen Verwicklungen, aus denen ich mich entwickeln kann. Der Weg der Transformation, so wird mir immer klarer, ist nicht Veränderung im Sinne eines Schalter-Umlegens, sondern Verwandlung. Dafür geht der Weg zunächst einmal „zurück“ zum Kern, zur Quelle, zum Meer der Millionen Möglichkeiten. In der Biologie des Menschen ist das der Zustand der Totipotenz der wenigen Zellen nach der Befruchtung. Die Spezialisierung, die Differenzierung in die einzelnen Gewebe erfolgt durch „Abschalten von DNA-Abschnitten“. Heute lassen sich auch hochdifferenzierte Körperzellen wieder in diesen totipotenten Urzustand versetzen, sodass die Zellen sich dann in eine völlig neue Richtung differenzieren können.
Auf mich als Mensch übertragen heißt das:
Mein Kern ist mein „Ich“, das einzigartige, das ich seit der Befruchtung bin. Die Quelle der Kraft, der Energie ist das Leben selbst, das leben will. Es gibt so vieles, das dieses „Ich“ erfahren hat an Widrigkeiten, sodass ich in der Unbewusstheit des Kind-Seins Überlebens-Strategien aufbauen musste, die zu einer ganzen Wohngemeinschaft von versehrten inneren Anteilen heranwuchsen. Diese Überlebensstrategien verdecken meinen wahren Kern. Und es gibt nur einen, der sich zu diesem wahren, unversehrten Kern zurückbuddeln kann: das bin ich. Das geschieht mit Hilfe vieler anderer Menschen, über Einladung, Ermutigung und Inspiration, aber auch über gesunde Abgrenzung zu allem, was diesem Leben unzuträglich ist. Die Neuausrichtung besteht für mich darin, sehr achtsam zu verstehen, wann und warum ich mich selbst oder andere zum Objekt gemacht habe oder mache, und gleichzeitig mich dafür nicht selbst zu verurteilen. All das geht nicht von heute auf morgen, aber die Suche lohnt sich.
Würde ist für mich mein Dasein aus diesem wahren unversehrten Kern und meinen gesunden Anteilen heraus, unter liebevoller Annahme all der Wollknäule.
Ich gehe los und stricke mir daraus eine Mütze, mit Bommel!
Ich bin Gründungsmitglied des Würdekompass e.V. und ich freue mich, mit den Menschen im Verein und der Initiative einen Raum zu gestalten, in dem wir gemeinsam erfahren, wie gut Begegnung sich anfühlt.
Was bedeutet für Dich Würde?
Der Versuch Würde in knackigen Worten zu beschreiben, würde aus meiner Sicht scheitern, weil unter anderem die Gefühle nicht vermittelt werden können. Ein Beschrieb wäre eine Momentaufnahme, wie zum Beispiel ein Foto einer Tanzgruppe. Das Wichtigste ist erkennbar, jedoch fehlt die Bewegung. Um beim Bild der Tanzgruppe zu bleiben und trotzdem einen Versuch zu wagen hier ein paar Gedanken:
Ein Tänzer achtet auf seine Haltung und seine Bewegung. Die Innere Haltung und der Umgang mit sich selbst entspricht der Selbstwürde im Leben.
Kommen weitere Tänzer/innen dazu, kann ein Austausch oder sogar etwas Gemeinsames entstehen. Dabei achtet der Tänzer steht’s auf seine eigene Haltung und Bewegung und gleicht diese mit der Gruppe ab. Es ist eine Balance zwischen Innen und Aussen, wobei der Ursprung im Innern liegt. Wenn ich mich in das Bild der Tanzgruppe hinein fühle, komme ich meinem Bild der Würde näher. Wie geht es Dir dabei?
Welche Chancen siehst Du für die Würde in Zukunft?
Für mich ist die Würde ein Kompass für zukünftige Entwicklungen. Religionen, politische Einstellungen oder wirtschaftliche Interessen fallen weg und der Mensch wird zum Subjekt. Vielleicht ist die Würde ein gemeinsamer Nenner, worauf sich heterogene Gruppen einigen können? Da die Würde so umfassend ist, bietet sie auch Raum für die ganze Mit- und Umwelt. Dies zeigt sich ja bereits in den verschieden Themengruppen. Daher finde ich die Würde ein wunderbarer Kompass fürs Leben.
Wozu engagierst du dich im Würdekompass?
Seit ich auf dem Weg bin, mir meiner eigenen Würde bewusster zu werden, fühlen sich viele Dinge für mich mehr und mehr stimmig an. Ich fühle das Wachsen einer inneren Stärke, ich fühle mich freier, Ängste des täglichen Lebens beginnen zu verschwinden, Vertrauen in das Leben entsteht.
Doch auf einmal tut es auch bis tief ins Innere weh zu sehen, wie wir Menschen mit uns und mit anderen umgehen. Meine Erkenntnis – wie das Bewusstwerden der eigenen Würde uns Menschen positiv verändern kann – stimmt mich trotz aller Schwierigkeiten in unserer Gesellschaft optimistisch. Das Bewusstwerden der eigenen Würde gibt uns die Chance, unser Leben zu verändern.
Mit meinem Engagement im Würdekompass möchte ich Menschen "aufwecken" (einladen, inspirieren und ermutigen), sich ihrer eigenen Würde wieder bewusster zu werden, sich auf die Suche nach ihrem inneren Würdekompass zu begeben – und somit hoffentlich auch ähnlich positive Erfahrungen für sich selbst zu erleben wie ich und dadurch auch im Miteinander. Somit verändern sich langsam unser Miteinander in unserer Gesellschaft.
Wenn wir uns unserer eigenen Würde wieder bewusster werden, gehen wir mit uns und anderen auch wieder würdevoller um. Durch Austausche und Aktionen in Würdekompass- und in Themengruppen laden wir Menschen ein, sich ihrer eigenen Würde wieder bewusster zu werden und dieses dann nach außen - in ihre Familien, Nachbarschaft, Kollegen zu tragen. Das betrifft die verschiedensten Themen des Alltags. So entsteht eine Bewegung, um in unserer Gesellschaft das Bewusstsein für unseren inneren Würdekompass, das Empfinden und die Vorstellung von Würde zu stärken.
Warum ich mich im Würdekompass engagiere …
Im April 2018 besuchte ich in der Berliner Urania die Veranstaltung „Würde als Kompass für das Leben“. Die Referenten waren Gabriele Frick-Baer, Udo Baer und Gerald Hüther. Die Vorträge und Diskussionen haben mich zutiefst berührt. So bin ich auch auf den Würdekompass aufmerksam geworden und wirke fast von Anfang an in der Initiative mit.
Ein würdevoller, gleichwürdiger Umgang mit mir und anderen - das ist in meinen Augen die Grundlage für ein erfülltes und nachhaltiges Leben … und die einzige Chance, die wir haben, wenn die Welt, in der wir leben, (wieder) lebenswerter werden soll.
Schaffe ich das immer, mit mir und anderen würdevoll umzugehen? Nein - doch durch die Reflexion der Situationen, in denen mir das schlechter gelungen ist, schaffe ich die Grundlage dafür, es beim nächsten mal besser zu machen. Und ganz nebenbei bearbeite ich damit innere Konflikte oder „Baustellen“ und finde mehr und mehr in meine Mitte.
Mit meinem Engagement im Würdekompass e.V. möchte ich einen Beitrag dazu leisten, unsere Welt für jeden würdevoller zu gestalten.
Empfänger: Würdekompass e.V.
IBAN: DE93 5003 1000 1074 1250 06
BIC: TRODDEF1
Verwendungszweck: Spende (ggf. für "Projekt")
Foto von micheile henderson auf Unsplash
“Eine Bewegung zur Stärkung des Empfindens, der Vorstellung und des
Bewusstseins unserer eigenen Würde. Nicht in der Theorie, sondern im täglichen Zusammenleben”
Ich hätte damals, bei der Gründung der Würdekompass-Initiative nicht zu hoffen gewagt,
dass daraus eine so starke, sich überall im Land ausbreitende Bewegung wird. Zusammen mit
Michael Beilmann ist es gelungen, aus einem kleinen Flaggschiff eine ständig wachsende Flotte
entstehen zu lassen. Daran hat Michael einen bedeutenden Anteil und ich bin sehr dankbar, dass er
sich damals darauf eingelassen und die Initiative so gut vorangebracht hat.
Jetzt ist es allerdings an der Zeit, dass nicht mehr länger ein Flaggschiff die Richtung darüber bestimmt,
wie die Reise weitergeht, sondern ihr, die Mitglieder der Regionalgruppen, die Mitwirkenden der Themengruppen,
und auch jede und jeder, der sich unserer Initiative angeschlossen hat. Der Verein mit dem neu
gewählten Vorstand ist jetzt also eher eine Art „Versorgungsschiff“ der Initiative. Wohin die Reise
geht, wird nicht durch einzelne Personen im Vorstand, auch nicht durch den Verein, sondern durch das
ein Stück weiter oben so schön fett gedruckte Anliegen bestimmt, das wir alle gemeinsam verfolgen.
Das gefällt mir sehr gut, denn sich seiner eigenen Würde bewusst zu werden, bedeutet ja, sich fortan
nicht mehr als Objekt der Erwartungen, Belehrungen, Maßnahmen und Anordnungen anderer zur
Verfügung zu stellen. Das ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich, es immer wieder zu versuchen.
Und es geht deutlich besser, wenn man sich mit vielen anderen auf diesen Weg macht. Dafür will die
Würdekompass-Initiative möglichst vielen Menschen eine sehr praktische und leicht umsetzbare
Möglichkeit bieten. Ich freue mich, wenn uns das gelingt und wenn der neue Vorstand als unser
„Versorgungsschiff“ von uns allen, so gut wir es vermögen, unterstützt wird.
Michael Beilmann - Unternehmer, Prozessbegleiter und Autor - hat gemeinsam mit Gerald Hüther das Fundament für die Initiative Würdekompass gelegt.
Innerhalb kürzester Zeit sind in Deutschland, Österreich, der Schweiz und vielen anderen Ländern Würdekompassgruppen entstanden.
Eine Auswahl seines Wirkens:
- Verleger von "Ein Würde Volles Tagebuch"
- Herausgeber von "WürdeImpulse"
- Mitinitiator von Würde.Macht.Sinn: ein Netzwerk für eine neue Beziehungskultur in Unternehmen
Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der als Initiative auf viele helfende Hände angewiesen ist. Von der eigenen Mitarbeit über Partnerschaften und finanzieller Unterstützung. Denn nur gemeinsam können wir uns zu einer wirkungsvollen Bewegung entwickeln.
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