Augenblicke des Friedens

Der 08. Juli beginnt regnerisch. Doch wir sind wild entschlossen, die Augenblicke des Friedens wahr werden zulassen und finden uns unter einem himmlischen SonneWolkenTanz um 17 Uhr an der Kirche St. Stephan ein. Hier im Herzen von Karlsruhe kreuzen sich viele geschäftige Wege und die schöne Rundkirche lädt zur Stille oder zum Verweilen unter dem Säulengang.

Dankenswerterweise ist die Kirchengemeinde offen für unser Experiment und unterstützt uns mit 4 Stühlen und einem „Kundenstopper“, an dem unser kleines Plakat für die „Augenblicke des Friedens“ wirbt.

So laden 4 Stühle, 2 Bodenmarkierungen und 3 Menschen ein, einander einen Augenblick Zeit und Berührbarkeit zu schenken.

Eine Frau aus Pakistan ist neugierig und kommt langsam näher. Lange sitzt sie Christian gegenüber, dann lacht sie und meint, sie wolle gerne wissen, ob es anders ist, einer Frau in die Augen zu sehen – wir probieren es aus. Am Ende sagt sie, es sei gleich, sie sehe immer einen Menschen und alles andere sei in diesem Moment unwichtig.

Viele haben an diesem Nachmittag ein klares Ziel und wenig Zeit. Nur Wenige bleiben kurz stehen, um zu lesen, was an der Tafel auf dem Weg steht. Wir merken, dass den Menschen eine direkte Einladung hilft, sich auf einen Moment Frieden einzulassen.

Und so erleben wir neben der Eile im Vorübergehen auch berührende Dankbarkeit für die Anregung und Einladung.

„Ich hab keinen Moment Zeit“, antwortet ein Mann auf meine Frage, ob er Lust auf einen Moment Frieden habe. Dann dreht er sich im Weitergehen nochmal um: „Aber ich habe jede Menge Frieden.“

Ich frage mich, ob alleine schon unsere Frage in den Menschen nachklingt und was sie mitnehmen von den kurz gewechselten Worten.

„Das ist wie eine Meditation“, sagt eine Frau nach unserem Blickkontakt, „ich habe immer tiefer geatmet und dann fühlte ich Frieden und Glück“.

Der junge Mann, der mit seiner Freundin unter den Säulen sitzt, kommt herüber und fragt mich, ob ich Friedensaktivistin bin. Interessante Frage. Ich mache diese Aktion, weil ich mich nach Frieden und Mensch-lichkeit sehne - dann bin ich das wohl jetzt gerade. Erschaut mir in die Augen und spricht von seinem Herz, dem er folgt und das ihm immer den Weg weist.

Inzwischen wird der Himmel dunkler, es regnet leicht. Die Stimmung scheint sich zu verändern. Die Menschenwirken verschlossener und eiliger – oder ist es unser Wunsch, mehr von diesen kostbaren Augenblicken einzusammeln, der es anders macht?

Eine Afrikanerin ist neugierig und fragt, was wir machen. Am Ende eines langen Blickkontaktes sagt sie, „wenn wir uns in die Augen sehen, ist es, wie wenn wir miteinander sprechen. Und dann kommt das Lächeln.“

Ihres ist ganz bezaubernd. „Das ist gut für uns alle, was ihr macht“, sagt sie zum Abschied.

Der junge Mann setzt sich mir gegenüber, nachdem er unserer Einladung mit den Worten, „man muss doch weltoffen sein“ folgte. Höflich schiebt er seine Schildmütze etwas nach hinten. Im Weggehen ruft er einer noch unschlüssigen jungen Frau zu: „mach das, das ist gut.“

Ja, es ist gut, einem mir fremden Menschen einen Augenblick zu schenken. Und zu erleben, wie schnell sich ein Gefühl der Verbundenheit in all unserem Menschsein eröffnet.

Insgesamt gab es zehn bis 15 berührende Blickkontakte und eine Vielzahl kleiner Momente der Begegnung am Rande.

Am Ende sind wir erfüllt und dankbar und beschließen, wieder einzuladen zu Augenblicken des Friedens.

Sonja Lohr

für die Würdekompassgruppe Karlsruhe mit Jutta Zangl, Christian Friedmann und Sonja Lohr

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